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Bier & Gesundheit

Bier und Krebs

Bier Und Krebs

Alkohol kann das Brust-, Dickdarm-, Kopf- und Hals-, Leber- und Speiseröhrenkrebsrisiko erhöhen. Ein großer Teil der alkoholbedingten Krebsfälle in Europa geht mit dem Konsum von mehr als 24 g täglich bei Männern und mehr als 12 g täglich bei Frauen einher. Bei Männern werden rund 3 % der alkoholbedingten Krebsfälle mit dem Konsum von weniger als 24 g Alkohol täglich und bei Frauen rund 1 % mit dem Konsum von weniger als 12 g Alkohol täglich in Verbindung gebracht.

Schlüssel Nachrichten

  • Die meisten alkoholbedingten Krebsarten betreffen Brust, Dickdarm, Kopf und Hals, Leber und Speiseröhre.
  • Eine große Zahl alkoholbedingter Krebsfälle in Europa geht einher mit dem Konsum von über 24 g Alkohol täglich für Männer und über 12 g täglich für Frauen.
  • Bei Männern gehen 3 % der alkoholbedingten Krebsfälle mit dem Konsum von weniger als 24 g täglich einher. Bei Frauen wird nur 1% der alkoholbedingten Krebsfälle mit dem Konsum von weniger als 12 g täglich in Verbindung gebracht.
  • Alkohol kann das Krebsrisiko ab einer größeren Aufnahmemenge erhöhen. Bei Brustkrebs z.B. wird der Konsum von 10 g täglich mit einem um 3–9 % erhöhten relativen Risiko in Verbindung gebracht. Im Vergleich dazu wird die Einnahme der Antibabypille mit einem um 24 % erhöhten relativen Risiko in Verbindung gebracht.
  • Alle Aussagen zum erhöhten oder gesenkten Risiko sind im Kontext des absoluten Risikos zu sehen, im Laufe des Lebens an solchen Krebsarten zu erkranken.
  • Es gibt Hinweise auf ein niedrigeres Risiko für Nierenkrebs, Non-Hodgkin-Lymphom und Schilddrüsenkrebs im Zusammenhang mit einem maßvollen Alkoholgenuss.

Krebs in Europa

Über 3,4 Millionen neue Krebsfälle wurden 2012 in Europa diagnostiziert.184 Krebs ist eine der häufigsten Todesursachen und betrifft rund 20 % aller Todesfälle in einem Jahr.185 2012 betraf der Krebs vorwiegend die weibliche Brust (458.337 Fälle), gefolgt vom Dickdarm (446.801), der Lunge (409.911) und der Prostata (399.964). Diese vier Krebsarten machen die Hälfte aller Krebsfälle in Europa aus. Die häufigsten Todesfälle durch Krebs erfolgten bei Lungenkrebs (353.580 Todesfälle), Dickdarmkrebs (214.727), Brustkrebs (131.259) und Magenkrebs (107.313).186

Krebsursachen

Die meisten Krebsfälle weltweit gehen auf exogene Ursachen zurück. Nur ein geringer Teil aller Krebsfälle geht auf endogene Ursachen wie genetische Veranlagung zurück.187 Zigarettenrauchen ist der häufigste vermeidbare Grund für Krebs in Europa. Andere bedeutende Risikofaktoren sind eine ungesunde Ernährung (geringe Zufuhr von Obst und Gemüse, hohe Zufuhr von rotem und verarbeitetem Fleisch, hohe Kalorienzufuhr) und mangelnde sportliche Betätigung. Alkoholgenuss und Umweltbedingungen (Sonneneinwirkung, Umweltverschmutzung, Infektionen etc.) tragen ebenso zum Krebsrisiko bei.188 Ein wesentlicher Teil der Krebsfälle, die auf den Alkoholkonsum in Europa zurückgehen, wird mit einem täglichen Alkoholkonsum von über 24 g für Männer und über 12 g für Frauen in Verbindung gebracht.189

Tabelle 4. Häufigkeit, Sterblichkeit, alkoholbedingtes und kumulatives Risiko für mit dem Alkoholkonsum verbundene Krebsarten in Europa (2012).
Krebsart Häufigkeit186 Sterblichkeit.186 Alkoholbedingter Anteil*180 Spanne des kumulativen Risikos**
Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen
Brust (nur Frauen) NA 458,337 NA 131,259 NA 5% NA 4.2 – 11.6%
Dickdarm 241,621 205,180 113,168 101,559 17% 4% 1.1 – 7.4% 0.9 – 4.1%
Kopf und Hals*** 109,837 29,694 52,354 11,116 0.7 – 4.7% 0.1 – 0.9%
Speiseröhre 35,069 10,785 30,310 9,194 44% 25% 0.1 – 1.2% 0 – 0.4%
Leber und intrahepatische Gallenwege 42,783 20,637 39,899 22,253 33% 13% 0.2 – 1.5% 0.1 – 0.7%

NA – nicht anwendbar

* Siehe Seite 80
** Niedrigstes und höchstes Risiko (unterschiedlich in den verschiedenen europäischen Ländern), vor dem 75. Lebensjahr an einer bestimmten Krebsart zu erkranken. Daten entnommen aus globocan.iarc.fr.
*** Lippe, Mundhöhle, Rachen und Kehlkopf

Alkoholkonsum und Krebsrisiko

Populationsstudien haben gezeigt, dass der Konsum von alkoholischen Getränken das Risiko erhöhen könnte, an Krebs an der weiblichen Brust, an Dickdarm, Kopf oder Hals, Leber und Speiseröhre zu erkranken.190 Zur Krebsvorbeugung ist es besser, keinen Alkohol zu trinken.188 Jedoch werden viele alkoholbedingte Krebsfälle in Europa mit einem täglichen Konsum von über 24 g Alkohol bei Männern und über 12 g Alkohol bei Frauen in Verbindung gebracht.189 Dies erklärt auch zum Teil den höheren Anteil der J-förmigen Kurve zwischen Alkoholkonsum und Gesamtsterblichkeit. Bei maßvollem Alkoholkonsum gibt es ein geringeres Risiko der Gesamtsterblichkeit (siehe Kapitel 10).

Dem Alkohol zugeschriebene Anteile
Tabelle 4 gibt einen Überblick über die Häufigkeit und die Sterblichkeit bei alkoholbedingten Krebsarten in Europa sowie die dem Alkohol zugeschriebenen Anteile. Sie gibt die Fälle an, die mit dem Alkoholkonsum in Verbindung gebracht werden bzw. wie viele Krebsfälle hätten vermieden werden können, wenn sich jeder Mensch in Europa immer abstinent verhalten hätte. In ganz Europa werden die Krebsfälle, die auf Alkoholgenuss zurückgehen, auf rund 10 % aller Fälle bei Männern und auf rund 3 % bei Frauen geschätzt, was von Land zu Land aufgrund der Unterschiede in der Alkoholzufuhr und anderer Faktoren schwankt.189 Ein wesentlicher Teil der alkoholbedingten Krebsfälle in Europa geht zurück auf den Konsum von mehr als 24 g Alkohol pro Tag bei Männern und mehr als 12 g pro Tag bei Frauen. Bei Männern gehen rund 3 % der alkoholbedingten Krebsfälle auf den Konsum von weniger als 24 g Alkohol pro Tag zurück und über 18 % gehen einher mit dem Konsum von mehr als 24 g Alkohol pro Tag. Für Frauen, die weniger oder mehr als 12 g Alkohol am Tag trinken, betragen die entsprechenden Zahlen für alkoholbedingte Krebsleiden 1 % bzw. 4 % (siehe Abbildung 10).189
Alkoholbedingte Krebsfälle in acht europäischen Ländern im Jahre 2008

 

Beispiele, wie die Daten zu den dem Alkohol zugeschriebenen Anteilen in Tabelle 4 zu interpretieren sind
dem Alkoholkonsum in Verbindung gebracht werden. Die Häufigkeit von Brustkrebs im Jahre 2012 lag bei 458.337 Fällen, und rund 23.000 von ihnen gehen auf Alkoholkonsum zurück. In anderen Worten, wenn alle Frauen in Europa in ihrem ganzen Leben keinen Alkohol getrunken hätten, so hätten 23.000 Brustkrebsfälle im Jahre 2012 vermieden werden können. Andere Beispiele: Wenn alle Männer in Europa in ihrem ganzen Leben keinen Alkohol getrunken hätten, so hätten rund 41.000 Fälle von Dickdarm- und 14.000 Fälle von Leberkrebs im Jahre 2012 vermieden werden können. Zu beachten ist, dass die meisten alkoholbedingten Krebsfälle mit hohem Alkoholkonsum im Zusammenhang stehen.

Brustkrebs
Brustkrebs bei Frauen ist der am weitesten verbreitete Krebs in Europa. Alkoholkonsum ist einer der Faktoren, die das Brustkrebsrisiko erhöhen, genau wie Übergewicht, mangelnde sportliche Betätigung und die Einnahme der Antibabypille. Das relative Brustkrebsrisiko nimmt pro 10 g Alkohol, der täglich konsumiert wird, um 3–9 % (im Vergleich zum vorhandenen Risiko) zu.191-196 Die Widersprüchlichkeit der relativen Risiken in den verschiedenen Studien könnte zum Teil auf die Unterschiede in der Anzahl der Probandinnen mit hormonrezeptornegativen und hormonrezeptorpositiven Tumoren zurückgehen. Nicht hormonelle Stoffwechselwege wie DNA-Schäden rufen wahrscheinlich rezeptornegative Tumore hervor. Hormonrezeptorpositive Tumore enthalten Rezeptoren für die Hormone Östrogen und/oder Progesteron. Bei Alkoholkonsum wurde ein höheres Risiko für hormonrezeptorpositive Tumore berichtet.197-200 Die Risikowirkung von Alkohol auf Brustkrebs spielt eine besonders große Rolle bei Frauen mit einer familiären Vorgeschichte gutartiger Mastopathie (Veränderungen des Drüsengewebes) oder anderer Leiden, die mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko in Verbindung gebracht werden.194 Auch wenn es Anzeichen dafür gibt, dass kein Zusammenhang mit dem Body Mass Index (BMI) oder der Einnahme von Hormonen besteht,196 gibt es noch immer viele andere Aspekte, die geklärt werden müssten, wie z.B. die Wirkung des Alters, in dem mit dem Alkoholkonsum begonnen wurde, Trinkgewohnheiten, Menopausenstatus und genetische Polymorphismen.201

Dickdarmkrebs
Dickdarmkrebs ist der zweithäufigste Krebs in Europa. Der Verzehr von rotem Fleisch, mangelnde körperliche Betätigung und Adipositas sind die Risikofaktoren für Dickdarmkrebs, genau wie ein hoher Alkoholkonsum. Das relative Risiko für Dickdarm- und Enddarmkrebs scheint beim Konsum von bis zu 10 g Alkohol pro Tag nicht zu steigen.202-204 Im Vergleich zu Nichttrinkern/Gelegenheitstrinkern steigt beim Konsum von 25, 50 und 100 g Alkohol pro Tag das relative Risiko (im Vergleich zum bestehenden Risiko) um 8 %, 14 % bzw. 43 %.204 Es wird angenommen, dass die schädliche Wirkung des Alkohols auf Dickdarmkrebs bei Männern größer ist als bei Frauen.202 Das relative Risiko für das Dickdarmadenom, eine erwiesene präkanzerogene Veränderung bei Dickdarmkrebs, erhöht sich pro Zuwachs um 25 g Alkohol täglich um 27 % (im Vergleich zum bestehenden Risiko).205

Krebs an Kopf und Hals
Für Krebs an Kopf und Hals ist Alkohol ein Risikofaktor, besonders in Kombination mit Rauchen. In Europa betrifft die höchste absolute Anzahl an alkoholbedingten Krebsfällen bei Männern die oberen Luft- und Speiseröhren (siehe Tabelle 4), wobei ein wesentlicher Teil mit dem Konsum von mehr als 24 g Alkohol am Tag in Verbindung gebracht wird.189 Bei einem täglichen Konsum von 12–24 g Alkohol wurde kein erhöhtes relatives Risiko für Krebs an Kopf und Hals festgestellt, aber mehr als 36 g Alkohol pro Tag verdoppeln das relative Risiko (im Vergleich zum bestehenden Risiko) gegenüber Nichttrinkern.206 Das Rauchen ist ebenfalls ein Risikofaktor für Krebs an Kopf und Hals und verdoppelt das relative Risiko mit 1–20 Zigaretten am Tag im Vergleich zu Nichtrauchern. Zusammengenommen haben Rauchen (1–20 Zigaretten am Tag) und hoher Alkoholkonsum (mehr als 36 g am Tag) eine mehr als multiplikative Wirkung auf das Risiko für Krebs an Kopf und Hals, was zu einer Verzehnfachung des relativen Risikos im Vergleich zu Nichttrinkern führt.206

Leberkrebs
Häufigkeit und kumulatives Risiko von Leberkrebs in Europa sind gering (siehe Tabelle 4). Alkoholkonsum ist ein Risikofaktor für Leberkrebs und Alkoholmissbrauch wird mit einem erhöhten Risiko in Verbindung gebracht. Der Konsum von 12 g Alkohol pro Tag geht einher mit einem um 8 % (im Vergleich zum bestehenden Risiko) erhöhten Risiko für Leberkrebs, und das relative Risiko ist 54 % höher bei einem Konsum von 50 g Alkohol am Tag. Eine separate Analyse an Menschen ohne Hepatitisinfektion ergab, dass ihr Risiko für Leberkrebs zunimmt, wenn sie mehr als 40 g Alkohol am Tag konsumieren.207

Speiseröhrenkrebs
Die Häufigkeit und damit das kumulative Risiko von Speiseröhrenkrebs in Europa ist ebenfalls gering (siehe Tabelle 4). Der Alkoholkonsum ist ein Risikofaktor für diesen Typ Krebs, aber das Risiko erhöht sich vor allem bei einer hohen Dosis. Der Alkoholkonsum ist vor allem ein Risikofaktor für einen besonderen Speiseröhrenkrebs, den sogenannten Stachelzellkrebs. Der Konsum von weniger als 12,5 g Alkohol am Tag erhöht das relative Risiko um 26 % (im Vergleich zum bestehenden Risiko)202, wobei sich das relative Risiko bei einem Alkoholkonsum von bis zu 50 g am Tag verdoppelt, und bei mehr als 50 g pro Tag verfünffacht, jeweils im Vergleich zu Nichttrinkern.

Karzinogene Wirkungen von Alkohol

Die möglichen Mechanismen, durch die der Alkoholkonsum das Risiko für bestimmte Krebsarten erhöht, sind komplex und noch nicht zur Gänze erforscht.

Acetaldehyd und karzinogene reaktive Sauerstoffspezies
Acetaldehyd, ein giftiges Stoffwechselprodukt von Alkohol, spielt eine wesentliche Rolle beim Krebsrisiko.208 Bei höheren Konsummengen von mehr als 40 g Alkohol pro Tag über einen Zeitraum von mindestens einer Woche wird das Mikrosomale Ethanoloxidierende System (MEOS) aktiviert. Dieser Alkoholabbauweg produziert krebserregende reaktive Sauerstoffspezies (Details zum Alkoholstoffwechsel siehe Kapitel 3). Auch bakterielle Mikroorganismen können Alkohol in Acetaldehyd umwandeln. Dies ist vor allem der Fall bei hohen Mengen Alkohol in der Mundhöhle und im Bereich des Dickdarms.209-211

Andere mögliche Mechanismen

  • Der Alkoholkonsum kann auch die Krebsbildung stimulieren, indem die DNAMethylierung gehemmt wird und eine Wechselwirkung mit dem Retinoid-Metabolismus ausgelöst wird.208
  • Alkohol kann den Hormonstoffwechsel verändern, z.B. die Geschlechtshormone im Blut erhöhen (z.B. Östrogen),212,213 die die Entwicklung von Brustkrebs begünstigen können.
  • Alkohol wirkt als Lösungsmittel und macht es für karzinogene Bestandteile, wie sie in Zigaretten gefunden werden, einfacher, ins Gewebe einzudringen.206
  • Die alkoholbedingte Resorptionsstörung und der Mangel an Nährstoffen wie Folsäure werden mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung gebracht, die bei hohem Alkoholkonsum auftreten können.214

Andere karzinogene Komponenten als Alkohol
Auch wenn Alkohol als eines der wichtigsten Karzinogene in alkoholhaltigen Getränken erkannt wurde, können andere Bestandteile wie Ethylcarbamat und Acetaldehyd ebenfalls Risiken darstellen.215 In den 1980-er Jahren lag die Aufmerksamkeit sehr auf dem Bier, da darin hohe Mengen an Nitrosaminen entdeckt wurden,216 die als potenziell krebserregende Bestandteile ausgemacht wurden.217 Die Brauprozesse wurden seitdem optimiert und heute finden sich nur noch zu vernachlässigende Mengen an Nitrosaminen im Bier.218

Alkoholkonsum und reduziertes Risiko, an bestimmten Krebsarten zu Erkranken

Bei bestimmten Krebsarten wird eine Senkung des Risikos mit Alkoholkonsum in Verbindung gebracht. Jedoch ist weitere Forschung notwendig, um die Ergebnisse dieser Populationsstudien zu bestätigen und die physiologischen Mechanismen zu finden, die diese Wirkungen erklären.202 Diese Krebsarten sind nicht die häufigsten Krebsarten. Tabelle 5 bietet einen Überblick zu Häufigkeit und Sterblichkeit bei diesen speziellen Krebsarten sowie zum kumulativ Risiko, an einer dieser Krebsart bis zu einem Alter von 75 Jahren zu erkranken. Dabei sind in jedem europäischen Land aufgrund der Unterschiede in Kultur, Lebensstil und anderer Faktoren leichte Abweichungen auszumachen, woraus sich die dargestellte kumulative Risikobandbreite ergibt. Kennt man dieses Risiko, so ist es möglich, die relativen Risiken in die richtige Perspektive zu rücken (siehe Kasten am Anfang dieses Kapitels). Ist das kumulative Risiko sehr gering, muss auch ein starker Rückgang des relativen Risikos aufgrund von Alkoholkonsum keinen großen absoluten Unterschied ausmachen. Bei einem kumulativen Risiko, das bereits recht hoch ist, können geringere Rückgänge des relativen Risikos große Auswirkungen haben.

Tabelle 5. Häufigkeit, Sterblichkeit und kumulatives Risiko der Krebsarten, die durch Alkoholkonsum reduziert werden können, in Europa (2012)
Krebsart Häufigkeit186 Sterblichkeit186 Bandbreite des kumulativen Risikos**
  Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen
Nieren einschließlich Nierenkelch, Becken und Harnleiter 71,739 43,435 31,313 17,678 0.44 – 2.91 0.22 – 1.22
Non-Hodgkin-Lymphom 49,533 43,900 20,347 17,553 0.10 – 1.47 0.09 – 1.05
Schilddrüse 12,283 40,654 2,066 4,270 0.02 – 0.67 0.22 – 2.02
Hodgkin-Lymphom 9,284 8,300 2,621 2,001 0.04 – 0.26 0.05 – 0.23

* Niedrigstes und höchstes Risiko (unterschiedlich je nach Ländern in Europa), bis zum Alter von 75 Jahren an einem speziellen Krebs zu erkranken. Daten aus globocan.iarc.fr.

Nierenkrebs
Das relative Risiko für Nierenkrebs nimmt (im Vergleich zum bestehenden Risiko) um bis zu 29 % ab beim Konsum von bis zu 50 g Alkohol pro Tag im Vergleich zu Nichttrinkern.202,219,220

Non-Hodgkin lymphoma
Im Vergleich zu Nichttrinkern weisen diejenigen, die Alkohol konsumieren, ein um 15 % geringeres relatives Risiko (im Vergleich zum bestehenden Risiko) für ein Non-Hodgkin- Lymphom auf. Die Dosis-Wirkungs-Beziehung zeigt, dass das relative Risiko bei Alkoholkonsum von bis zu 75 g pro Tag signifikant um 20 % gesenkt wird.223

Schilddrüsenkrebs
Eine signifikante umgekehrte Beziehung wird zwischen dem Alkoholkonsum und dem Risiko für Schilddrüsenkrebs beobachtet. Der Konsum von 14–108 g Alkohol pro Woche senkt das relative Risiko für Schilddrüsenkrebs um 17 % (im Vergleich zum bestehenden Risiko) und der Konsum von mehr als 108 g Alkohol pro Woche senkt das relative Risiko um 28 % gegenüber Nichttrinkern.221 Ähnliche Ergebnisse erhielt man in einer Verlaufsstudie, in der der Konsum von 15 g Alkohol pro Tag oder mehr mit einem um 23 % niedrigeren relativen Risiko für Schilddrüsenkrebs im Vergleich zu denjenigen, die 0,1–4,9 g Alkohol am Tag konsumierten, in Verbindung gebracht wurde.222

Hodgkin-Lymphom
Das Hodgkin-Lymphom ist ein seltener Krebs in Europa, wie auch aus den niedrigen kumulativen Risiken hervorgeht. Im Vergleich zu Nichttrinkern haben diejenigen, die Alkohol konsumieren, ein um 30 % niedrigeres relatives Risiko (im Vergleich zum bestehenden Risiko), an einem Hodgkin-Lymphom zu erkranken. Eine umgekehrte Dosis-Wirkungs- Beziehung wurde auch aufgezeigt, diese war aber nicht signifikant, so dass bei der Interpretation der Befunde Vorsicht geboten ist.224

Krebsrisiko nach Einstellung des Alkoholkonsums

Es ist schwer einzuschätzen, wie lange es dauert, bis solche erhöhten Risiken sinken oder verschwinden, nachdem jemand aufgehört hat, alkoholische Getränke zu konsumieren. Die diesbezügliche Forschung ist dürftig und nicht eindeutig. Bei Mund- und Rachenkrebs kann es über 35 Jahre dauern, bis das Risiko verschwindet225, und bei Speiseröhren- und Leberkrebs sind es 16,5 bzw. 23 Jahre.226,227

Alkoholkonsum vor und nach einer Brustkrebsdiagnose

Der Alkoholkonsum vor und nach einer Brustkrebsbehandlung scheint nur begrenzte Auswirkungen auf die Überlebensrate zu haben.

Vor der Diagnose und Überlebensrate
Basierend auf einer großangelegten Populationsstudie an Frauen mit Brustkrebs gibt es einige Hinweise darauf, dass der Konsum von 42–84 g Alkohol pro Woche die Überlebensrate um 15 % (relatives Risiko) im Vergleich zu Nichttrinkerinnen und Frauen, die mehr Alkohol tranken, verbesserte.228

Nach der Diagnose und Überlebensrate
Der Konsum von mehr als 140 g Alkohol pro Woche nach der Brustkrebsdiagnose geht einher mit einem niedrigeren relativen Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) zu erkranken (53 %), sowie mit einem niedrigeren relativen Gesamtsterblichkeitsrisiko von 36 %.228 HKE ist eine häufige Todesursache bei Frauen, die Brustkrebs überleben, wahrscheinlich aufgrund der für das Herz toxischen und metabolischen Wirkung einiger Brustkrebsbehandlungen. 229

Was ist Krebs?

Krebs ist ein Sammelbegriff für über 100 verschiedene Erkrankungen, die sich alle durch unkontrolliertes und abnormales Zellwachstum auszeichnen. Dieses Wachstum wird ausgelöst durch eine Veränderung der DNA, die die Zellteilung kontrolliert, und es bilden sich Tumore, wenn sich das abnormale Zellwachstum über einen langen Zeitraum hinweg fortsetzt. Bösartige Tumore können in andere Gewebe eindringen und sich im Blut und im Lymphsystem verteilen, wo sie Metastasen hervorrufen (Auftreten von Tumoren in anderen Teilen des Körpers). Gutartige Tumore verteilen sich nicht und hören schließlich auf zu wachsen. Nur bösartige Tumore werden als Krebs bezeichnet.230

Das relative Risiko sagt nichts über das absolute Risiko aus

In diesem Kapitel geht es darum, wie der Alkoholkonsum das Risiko bestimmter Krebsarten erhöht oder verringert. Es muss dabei beachtet werden, dass diese Zahlen relative Risiken abbilden. Sie sagen aus, wie viel mehr oder weniger wahrscheinlich es ist, dass ein Krebs in einer Gruppe von Menschen, die Alkohol trinken, auftritt im Vergleich zu Nichttrinkern. Dies unterscheidet sich von der Gesamtwahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an Krebs zu erkranken, d.h. dem absoluten Lebenszeitrisiko. Das kumulative Risiko in Tabelle 4 zeigt das absolute Risiko, bis zum Alter von 75 Jahren an bestimmten Krebsarten zu erkranken. Dieses Risiko schwankt zwischen den einzelnen europäischen Ländern je nach den jeweils besonderen Risikofaktoren. Kennt man die kumulativen Risiken, ist es möglich, die in diesem Kapitel aufgeführten Risiken in die richtige Perspektive zu rücken, wie in untenstehendem Beispiel und dem später folgenden Brustkrebsbeispiel gezeigt wird. Ist das kumulative Risiko sehr gering, kann selbst eine starke Erhöhung des relativen Risikos aufgrund von Alkoholkonsum keinen großen absoluten Unterschied ausmachen. Bei einem bereits recht hohen kumulativen Risiko jedoch können bereits geringfügige Zunahmen des relativen Risikos eine deutliche Auswirkung haben.

Beispiel: 
Das höchste absolute Lebenszeitrisiko für europäische Männer, bis zum Alter von 75 Jahren an Dickdarmkrebs zu erkranken, beträgt 7,4 % (siehe Tabelle 4) und tritt in der Slowakei auf. Der Konsum von 25 g Alkohol täglich erhöht das (relative) Risiko um 8 % (Abschnitt 7.3). Dies entspricht einer Steigerung des absoluten Risikos aufgrund von Alkoholkonsum von 7,4 % auf 8,0 % oder einer Steigerung von 74 auf 80 von 1000 Männern, die an Dickdarmkrebs erkranken.

Zu beachten ist jedoch, dass dies nur Beispiele sind, die einen Eindruck von der Wirkung des Alkoholkonsums auf das absolute Lebenszeitrisiko bis zu einem Alter von 75 Jahren geben sollen. Das individuelle absolute Lebenszeitrisiko kann über oder unter diesen Zahlen liegen, je nach den besonderen Risikofaktoren wie Alter und Lebensstil.

WISSENSWERT​: Jedes Glas eines alkoholischen Getränks erhöht das Brustkrebsrisiko

Es gibt zahlreiche Risikofaktoren für Brustkrebs, und Alkoholkonsum ist einer davon. Das höchste Lebenszeitrisiko, in Europa bis zum Alter von 75 Jahren an Brustkrebs zu erkranken (siehe Tabelle 4), beträgt 11,6 % und wird aus Belgien berichtet. Jedes Glas eines alkoholischen Getränks pro Tag (10 g Alkohol) erhöht das Risiko um 3–9 %191, das heißt, das absolute Risiko steigt von 11,6 % auf 12,0–12,6 % (eine Zunahme um 0,4–1,0 Prozentpunkte). Dies entspricht einer Zunahme von 116 auf 120–126 Frauen von 1.000, die an Brustkrebs erkranken. Um dies in die richtige Perspektive zu rücken: Ein weiterer Risikofaktor für Brustkrebs ist die Antibabypille. Die Einnahme dieser Pille erhöht das Risiko um 24 %231 und das absolute Risiko von 11,6 % auf 14,4 % (eine Zunahme von 116 auf 144 Frauen von 1.000, die an Brustkrebs erkranken).

Diese Angaben sollen nicht dazu dienen, von der Antibabypille abzuraten, sondern die Auswirkungen des Alkoholkonsums in die richtige Perspektive zu rücken.

 

Infografik Krebs

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